Der CDU-Regionalverband Schwansen hatte zu gestern um 19.30 Uhr in das Restaurant Meerblick auf dem Campingplatz der Familie Heide in Waabs eingeladen. Zuvor hatten mehrere CDU-Bürgermeister auf der Halbinsel Schwansen ihren Unmut zu den ausgewiesenen Windvorrangflächen geäußert. So unterstützen beispielsweise der Kreistagsabgeordnete Christian Schlömer (Gemeinde Brodersby) sowie der Waabser Bürgermeister Udo Steinacker die Volksinitiativen “Abstand” und “Mitbestimmung”. Auch Frank Göbel (Bürgermeister Dörphof) findet klare, kritische Worte. Längst waren sich die meisten Kommunalpolitiker einig: Die Halbinsel Schwansen darf nicht derartig durch Windkraft verschandelt werden! So eröffnete Christian Schlömer die Sitzung auch verbunden mit klaren Erwartungen an seine Landespartei und überlies sodann der Landtagsabgeordneten Petra Nicolaisen (CDU) das Wort. Und was sie von sich gab, war aus Sicht des Seeadlerschutzes, auf welchen ich hier primär eingehen möchte, alles andere als zufriedenstellend. Die CDU möchte nämlich ganz klar an dem Ziel der Landesregierung festhalten, 2% des Landes mit Windkraft zu bebauen. Die Offshorepläne der Landes-CDU in der Nordsee sollten unbedingt hinterfragt werden. Gleichzeitig verspricht die CDU, den Abstand zur Wohnbebauung im Außenbereich auf ganze 500 Meter zu erweitern und im Siedlungsbereich sogar auf 1.200 Meter. Allein für diese Aussage erntete MdL Nicolaisen Spott und Hohn bei der überwiegenden Anzahl der etwa 150 Gäste. Nebenbei erwähnte Frau Nicolaisen, dass sie beispielsweise wüsste, wie gebeutelt die im Saal anwesende Vorsitzende von Gegenwind Schleswig-Holstein, Dr. Susanne Kirchhof, sei, weil diese so dicht an Windkraftanlagen wohne. Immerhin sei die CDU-Schleswig-Holstein aber bereit, den Abstand um 50 Meter zu erweitern, dies sei  mehr als die Abstandsvorstellungen der Regierung, die bewege sich nämlich gar nicht. Um dieses magere Ziel zu erreichen, müssten aber Abstände zu Schutzgütern der Naturbelange verringert werden, so Petra Nicolaisen. Als erstes führte sie den Seeadler an. Der 3km Schutzradius müsse etwa auf 1.500m verringert werden und auch über die Richtlinien bezüglich Kranichen und Fledermäusen müsse nachgedacht werden. Diese Aussage muss als skandalös bezeichnet werden. Der 3km-Abstand zum Seeadlerhorst wurde jüngst vom weichen Tabukriterium zum Abwägungskriterium heruntergestuft. Die Vogelschutzwarten der deutschen Bundesländer hatten in mühevoller wissenschaftlicher Arbeit das so genannte “Neue Helgoländer Papier” erarbeitet, woraus sich auch der Schutzabstand zu Seeadlerhorsten ergibt. Frau Nicolaisen konterkariert somit u.a. die Arbeit auch der schleswig-holsteinischen Vogelschutzwarte in Flintbek. Offen sichtlich weiß die Abgeordnete nicht, dass rund um die Schlei seit vielen Jahren besetzte Seeadlerhorste nachgewiesen sind. Diese Nester sind wie gesagt ein Abwägungskriterium. Dazu gehört auch der 6km Prüfbereich um Seeadlerhorste. Dies führte dazu, dass sich mehrere Abwägungskriterien überschnitten, u.a. Bereiche im Naturpark Schlei. Somit entfielen Windvorrangflächen. Ebenso ist die Halbinsel von Guts- und  Herrenhäusern, alten Kirchen, Hünengräbern etc. geprägt, welche auch einen gewissen Schutz genießen und somit teilweise die Windvorrangflächen jener Menschen verhindern, in dessen Eigentum sich die Kulturgüter selbst befinden. Auch hier wünscht die CDU sich nach Aussage von Spitzenkandidat Daniel Günther, welcher später zur Versammlung dazu stieß, eine geringere Abstandsregelung. Mit diesen Forderungen erwiesen die beiden der Halbinsel Schwansen und ihren Männern an der CDU-Basis wahrhaftig einen Bärendienst. Hätte der erhöhte Abstand um gerade einmal 50m zu Splittersiedlungen (ausgegangen von einer Referenzanlage von 150m) kaum Einfluss auf die Schwansener Flächen, würde die Verringerung des Abstandes zu vorgenannten Schutzgütern die Anzahl möglicher Windkraftanlagen auf der Halbinsel vermutlich deutlich erhöhen. Was also die Frauen und Männer von CDU, SPD und freien Wählergemeinschaften versucht haben, parteiübergreifend in den letzten Wochen aufzubauen, stieß Frau Nicolaisen an diesem Abend mit ihrem Hintern wieder um. Sie hatte es ohnehin schwer, wurde von ihren eigenen Parteimitgliedern mit sehr kritischen Fragen konfrontiert und wäre Daniel Günther nicht erschienen, hätte man den Eindruck gewinnen können, dass sie nicht mehr lange durchhält. MdL Daniel Günther gelang es im Anschluss die Wogen wieder ein wenig zu glätten. Er versprach, dass die Regionalplanung nach seinem möglichen Wahlerfolg komplett umgestoßen würde. Dort, wo so deutlicher Widerstand wie auf der Halbinsel Schwansen gegen Windkraft herrsche, würden auch keine WKA entstehen. Dies dürfte nach meiner Einschätzung schwierig werden, denn die Veränderungssperre des Landes gilt nicht ewig und ein komplettes Ändern der Pläne bedarf Zeit, Zeit die er vermutlich nicht haben wird. Zudem kommt, dass auch eine nochmals neue Regionalplanung Tabukriterien und Abwägungskriterien überall im Lande gleich anwenden muss, ansonsten gäbe es vom OVG umgehend wieder einen Dämpfer. Beeindruckend waren die Vorträge, Anregungen sowie Antworten auf Fragen durch das Publikum, des durch Christian Schlömer eingeladenen Dipl. Ing. Rupert Rompel aus Brodersby. Ihm gelang es trefflich, die Probleme der Windkraft bzw. der “Energiewende” beim Namen zu nennen. Der Abend verlief sehr sachlich, bis auf eine provokante und persönlich werdende Frage des Herrn Martensen an den Dipl. Ing. Rompel, für die Martensen Buh-Rufe erntete. Martensen war in Begleitung von Kurt-Jürgen Carl erschienen. Gemeinsam betreiben sie Teile des Windparks Loose, welcher mit den skandalösen Umständen seiner Bebauung bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Beide planen weitere WKA auf der Halbinsel. Die Herren verließen die Veranstaltung, nachdem Christian Schlömer wiederholt betonte, dass wir keine weiteren WKA auf Schwansen wollen. Wir sollten nun ruhig abwarten, was sich die Parteien vor der Landtagswahl am 7. Mai noch alles einfallen lassen. Ein Ausspielen von Mensch gegen Natur sollten wir nicht zulassen. Es wäre der CDU dringlich zu empfehlen, ihr Programm zur Landtagswahl gründlich zu überdenken, da die täglich steigende Anzahl von Windkraftkritikern zu gut informiert ist, als dass sie sich von leicht zu durchschauenden Wahltaktiken hinterm Ofen hervorlocken ließe. Die stark vom Tourismus abhängige Region darf den Schatz Naturlandschaft nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Viele Urlauber und Tagesausflügler kommen zu uns, um diese einzigartige Landschaft zu genießen. Kämpfen wir gemeinsam um den Erhalt dieser Gebietskulisse! Überlassen wir das Schicksal des jüngsten Naturparks Deutschlands und unserer Halbinsel Schwansen nicht den wenigen Profiteuren der Windkraft! Kämpfen wir gemeinsam darum, gleich welcher politischen Überzeugung wir sind, dass diese Naturlandschaft erhalten bleibt und nicht weiter zerstört wird!