– Mitgliedern des Seeadlerschutzes gelingt es nach drei Stunden den Schwan aus Holland aus dem Nord-Ostsee-Kanal zu fangen.

Seit Tagen hielt sich der mit einem Halsring auffällig gekennzeichnete Höckerschwan PY68 in Kleinkönigsförde am Nord-Ostsee-Kanal auf. Mit einem Flügel und einem Bein in einer Angelschnur verfangen, war er flugunfähig. Die Angelschnur war so sehr um das Bein des Vogels geschnürt, dass dieses tief eingerissen und zudem entzündet war. Feuerwehr, Polizei, Jäger und Urlauber waren in den Tagen zuvor immer wieder im Einsatz gewesen und hatten vergebens versucht, dem Höckerschwan zu helfen. Gestern hatten auch wir nach zwei an sich gut vorbereiteten Versuchen aufgegeben. Wir entschlossen uns, die UNB und das LLUR zu informieren, da das Tier mit diesen Verletzungen und Beeinträchtigungen niemals überleben könnte und sich quälte. Doch bei den Behörden war niemand mehr erreichbar. So entschlossen wir uns heute für eine neue Variante, den Schwan einzufangen. Vereinsmitglieder Kevin und Eike sind erprobte Schwimmer bzw. Taucher, so dass sie ein 50m langes Netz vor einer Bucht zu Wasser ließen. In diese Bucht wollten wir den Schwan nun mit Brot als Nahrungsangebot hineinlocken. Doch PY68 reagiert auf Menschen, Kescher, Fangnetze etc. mittlerweile recht sensibel und wechselt rechtzeitig die Kanalseite. Für unsere Schwimmer war größte Vorsicht geboten, denn auf der meist befahrensten künstlichen Wasserstraße der Welt fahren nicht nur kleine Segelboote, sondern riesengroße Pötte. Wer sich beim Vorbeifahren eines großen Containerschiffes im Wasser befindet, wird gnadenlos angesogen. So hatte selbstverständlich die Sicherheit unserer Vereinsmitglieder höchste Priorität. Wir waren mit neun Aktiven im Einsatz, so dass wir beide Seiten des Kanals gut absichern konnten, um rechtzeitig zu warnen. Die neue Taktik war nun, den Höckerschwan von zwei Seiten anzuschwimmen. Doch immer wieder gelang es ihm, zwischen den beiden Männern hindurch zu schwimmen. Auch für die erfahrenen Schwimmer war es sehr kraftraubend den Nord-Ostsee-Kanal mehrfach zu durchschwimmen. Es gelang dem Tier schließlich mehrere hundert Meter fortzuschwimmen. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Eike befand sich auf der gegenüberliegenden Seite am Kanalufer und Kevin bei uns. Doch plötzlich schwamm der Schwan in unsere Richtung, wir trauten unseren Augen nicht. Kevin stieg vorsichtig ins Wasser und Robin hielt den großen Kescher griffbereit. Nun gelang es endlich – wir hatten ihn! Vorsichtig trugen wir ihn an Land. Viele Interessierte am Kanalufer beobachteten die Aktion und waren sichtlich erfreut darüber, dass es nach drei Stunden nun endlich gelang. Das Bein des Schwans sah übel aus. Ich konnte den Flügel und das Bein komplett von der Angelschnur befreien, jedoch entschlossen wir uns gemeinsam, das Tier nicht sofort wieder freizulassen. Die tiefen Wunden müssen von einem Tierarzt versorgt werden. Ich informierte die Wildtierhilfe im ca. 70km entfernten Weidefeld, dass wir ihnen mal wieder einen Patienten bringen würden. Kevin und Eike fuhren mit, während Kevin den Schwan, eingewickelt in das Tuch einer Hängematte, die ganze Fahrt über auf dem Schoß hielt. Nach einer Stunde konnten wir PY68 in bekannt gute Hände übergeben. Während der Fahrt hörten wir „Schwanenkönig“ von Karat und irgendwie waren wir alle mächtig stolz. Nun hoffen wir, dass unser „Schwanenkönig“ seine Verletzungen überlebt und wir ihn bald wieder auswildern können – bitte fest die Daumen drücken!

Ich möchte mich persönlich an dieser Stelle bei der gesamten Familie Wolter (Rieseby), bei Arno Jöhnk und Rainer Böttcher (Westensee und Bredenbek), bei Wolfgang Herda (Loose) und den beiden mutigen Schwimmern Eike Fricke (Eckernförde) sowie Kevin Krüger (Rieseby) bedanken. Ein derartiger Einsatz für den Naturschutz ist nicht selbstverständlich. Für viele Menschen mag das Tier nur ein Schwan sein, für die Aktivisten des Seeadlerschutz Schlei e.V. ist es mehr. Dass der Höckerschwan PY68 aus Holland stammt ist sicher. Wo er genau beringt wurde und welchen Lebensweg er hinter sich hat, werden wir in den nächsten Tagen erfahren.

11.7.2020, Frank Dreves, Vorsitzender Seeadlerschutz Schlei e.V.

Infos: 0160 – 48 48 926 oder Tel. 04355 – 999 890