„Taipa“ hat es geschafft – Seeadler-Telemetrieprojekt in Schleswig-Holstein gestartet
Als wir im August 2021 die Nachricht aus Nordfriesland erhielten, dass dort ein flugunfähiger, junger Seeadler aufgefunden wurde, konnten wir alle nicht erahnen, welche Glücksmomente der Adler uns bescheren würde.
Zunächst einmal sah es lange Zeit aber gar nicht so gut aus, denn mehrere Tierärzte sahen keine Hoffnung für den nordfriesischen Patienten mit gebrochenem Flügel. Doch damit wollten sich der Seeadlerschutz Schlei e.V. sowie Christian Erdmann vom Wildtier- und Artenschutzzentrum nicht zufriedengeben. Schließlich erklärte Prof. Dr. Lierz vom Veterinär-Klinikum der Justus-Liebig-Universität in Gießen sich bereit, die OP durchzuführen. Für OP- und Transportkosten kamen schnell Spenden zusammen. Die OP verlief gut und „Taipa“, wie der Terzel durch eine Spenderin benannt wurde, kam zurück nach Schleswig-Holstein.
Das Fremdmaterial, welches zur Stütze während der OP verarbeitet wurde, musste wieder entfernt werden. Die erfolgreiche zweite OP übernahm Dr. Wilken aus Oldenburg/Niedersachsen. Klaus Meyer von der Wildtierauffangstation in Rastede übernahm die Obhut des Adlers, welcher anschließend wieder zu Christian Erdmann nach Klein Sparrieshoop kam. Dort gesellte er sich zu einer adulten Adlerdame.
Seeadler-Telemetrieprojekt gestartet
Doch wurde klar, dass der Seeadler, welcher erst 2021 im nordfriesischen Poppenbüll das Licht der Welt erblickte und dort ringgekennzeichnet wurde, so schnell wie möglich in die freie Wildbahn entlassen werden sollte. Hierfür bedurfte es einen Platz, wo wir den Adler zu Beginn möglichst noch unter Beobachtung haben und ihm evtl. noch ein wenig zufüttern können. Und wir entschlossen gemeinsam mit Christian Erdmann, das für uns erste Telemetrieprojekt mit einem Seeadler in Schleswig-Holstein umzusetzen. Schließlich gehört die Telemetrie zu den jahrelangen Forderungen unseres Schutzvereins an die Politik, während unsere Nachbarn in den Niederlanden, in Österreich und in Dänemark derartige Projekte seit Jahren erfolgreich durchführen. Der große Streit zum Thema Windkraft contra Artenschutz (Seeadlerschutz) könnte durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus einem derartigen Projekt schnell beseitigt werden. Die Finanzierung des Senders erfolgte mit 1.400 € ebenfalls über Spenden. Nun wurde „Taipa“ also mit dem GPS-Sender ausgestattet und wir können fortan sehen, wo er sich aktuell aufhält und ob er sich bewegt. Mit Ulrich Voigt von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover fanden wir einen Projektpartner. Ein zusätzlicher Seeadler, welcher von Klaus Meyer betreut wurde, nimmt ebenfalls an dem Telemetrieprojekt teil.
Freilassung in der Schleiregion
Am 7. April war es nun so weit: Christian Erdmann brachte „Taipa“ nach Sönderby (Gemeinde Rieseby), wo wir ihn gemeinsam auf einer Wiese an der Koseler Au in die Freiheit entließen. Die ersten Tage auf der Halbinsel Schwansen waren, wie wir erwarteten, etwas schwierig und der Adler mochte offensichtlich noch nicht so recht an seine Freiheit glauben. Von Tag zu Tag legte er aber größere Strecken zurück und übernachtete sicher in hohen Bäumen. Schwansener Jäger unterstützten uns mit Fallwild und vom Angelsee in Norby gab es regelmäßig Forellen. Hin und wieder gingen Anrufe von besorgten Bürgern ein, welche „Taipa“ beobachteten und dabei bemerkten, dass er zutraulich sei und keine für Seeadler übliche Fluchtdistanz zu beobachten sei. Dann kam die Meldung, der junge Adler habe eine große Gans auf einer eingezäunten Freifläche in der Nähe eines Waldes geschlagen und hätte sich im Zaun verfangen. Der Gänsehalter befreite „Taipa“ und war von seinem Anblick fasziniert. Selbstverständlich erstatteten wir ihm seinen Schaden. Der Tisch ist für Seeadler reichlich gedeckt, denn überall haben die Gänse aktuell Nachwuchs und sind somit auf dem Land eine leichte Beute.
Aufenthaltsort bleibt geheim
Aus Sicherheitsgründen veröffentlichen wir den jeweiligen Aufenthaltsort des Seeadlers nicht. Wenn alles weiterhin gut verläuft, erhalten wir 3-5 Jahre lang stündlich einen Aufenthalts- und Bewegungsnachweis über den angebrachten Sender.
Lohnenswerter Kampf um ein Adlerleben
Im Kampf um „Taipas“ Leben haben wir Kosten und Mühen nicht gespart – jede Minute war aus unserer Sicht eine gut investierte Zeit und wir hoffen sehr, dass der Adler viele Jahre leben darf und in ein paar Jahren vielleicht eigenen Nachwuchs zeugt.
Wer die Arbeit des Seeadlerschutz Schlei e.V. unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, als aktives oder förderndes Mitglied dabei zu sein. Über eine finanzielle Unterstützung freuen wir uns auf folgendes Konto:
Seeadlerschutz Schlei e.V.
Eckernförder Bank
DE68 2109 2023 0012 8777 00
GENODEF 1EFO
Auf der Internetseite www.seeadlerschutz.de werden in regelmäßigen Abständen Informationen über „Taipa“ veröffentlicht.