Am Himmelfahrtstag sollte es endlich losgehen!
Mein Freund Thorsten wartete schon länger auf einen erneuten, gemeinsamen Fotoausflug, um möglichst viele Vögel zu fotografieren. Auf seiner Arbeitsstelle bei den Schleswiger Werkstätten töpfert er in der Gruppe der „Kunstbanausen“ mit viel Geschick zumeist Vögel, vom Zaunkönig bis zum Seeadler. Seine Liebe zu den gefiederten Wesen hat er schon in seiner Jugend entdeckt, und so wurde er vor einigen Jahren auch Mitglied des Seeadlerschutzvereins Schlei e. V.
Trotz des angesagten, stürmischen Windes verhieß der Himmelfahrtstag endlich mal zumindest weitgehend trockenes Wetter.
Also verständigte ich mich am Abend zuvor kurzfristig mit Thorsten und seiner Betreuerin Ute, dass um 04:30 Uhr am Schloss Gottorf die Abfahrt Richtung Beltringharder Koog geplant sei.
Trotz des frühen Aufstehens klappte das Treffen und die gemeinsame Reise an die Nordsee bestens. So konnten wir während der Fahrt den Sonnenaufgang kurz vor fünf Uhr und dann bald die ersten Gänseschwärme an der Nordseeküste erleben.
Thorsten, ein großer Blaukehlchen-Fan, wollte unbedingt wieder einmal einen seiner absoluten Lieblingsvögel fotografieren. Der stürmische Wind machte aber ihm und uns (vorerst!) einen Strich durch die Rechnung. Viele der kleineren Vögel hielten sich zu früher Stunde meist bodennah auf.
Dennoch konnten wir sehr viel entdecken: Massen von Graugänsen mit Gösseln, Weißwangengänse, Rohrweihen, Seeadler, Bussarde, Austernfischer mit Jungen, große Brachvögel, mehrere Entenarten, unterschiedliche Limikolen und natürlich Möwen und Seeschwalben. Später kamen Wiesenpieper, Schafstelzen, Feldlerchen, Schilf- und Drosselrohrsänger mit auf die Beobachtungsliste.
An allen Stellen aber, an denen ich ein paar Wochen zuvor reichlich Blaukehlchen und Schwarzkehlchen fotografieren konnte, war bei dem stürmischen Wind nichts von ihnen zu entdecken.
Dafür präsentierten sich – äußerst fotogen auf Pfählen sitzend – Rotschenkel und Uferschnepfen perfekt für die Kamera. Auch Säbelschnäbler mit sechs Küken ließen unsere Herzen höherschlagen.
Endlich am frühen Nachmittag – wir wollten eigentlich schon die Heimfahrt antreten – hatten wir „Blaukehlchenglück“: An der „wirklich letzten angefahrenen Stelle“ entdeckten wir ein fütterndes Blaukehlchenpaar. Gar nicht weit davon entfernt, konnte ich das erste Mal seit Jahren wieder ein Rebhuhnpaar entdecken. Thorsten konnte seine heiß ersehnten Fotos vom „blauen Kehlchen“ schießen, und wir fuhren zufrieden nach Schleswig zurück.
Fotos: Wolfgang Herda