Am 24. November ging es für elf Mitglieder unseres Seeadlervereins in Richtung Elmshorn. Genauer gesagt ins Wildtier- und Artenschutzzentrum nach Klein Offenseth-Sparrieshoop. Katharina und Christian Erdmann sowie ihre Mitarbeiterin Johanna begrüßten unsere Gruppe am Vormittag. Zunächst gewährten uns die drei einen Einblick in ihr Außengelände mit den vielen Volieren, welche den Pfleglingen des Artenschutzzentrums Schutz bieten. Christian erklärte zunächst, welche Materialauswahl beim Bau von Greifvogelvolieren getroffen werden sollte. Obwohl ich schon einige Male hier war, ist es für mich immer wieder aufs Neue bewundernswert, mit wie viel Liebe alles angelegt ist und welche Artenvielfalt bei Erdmanns in Obhut genommen wird. Seit Jahren arbeiten wir mit der Wildtierauffangstation eng zusammen, wenn wir verletzte oder geschwächte Greifvögel und Eulen in unserem Bereich auffinden. Bei allen anderen Wildtieren verweisen wir stets auf die ebenso professionelle Einrichtung in Weidefeld (Kappeln). Nach unserem Rundgang ging es in den theoretischen Teil im Schulungsraum der Einrichtung. Vorab durften wir uns durch eine Linsensuppe stärken, die uns die Hausherrin vorbereitet hatte. Als Vorsitzender unseres Vereins war mir besonders wichtig, dass es in der Schulung nicht nur um die optimale Handhabung bei der Sicherstellung von Vögeln zum Wohle der Tiere geht, sondern das unsere Mitglieder des Notfallteams dabei selbst gut geschützt sind. Die Krallen und Schnäbel der Vögel sind spitz, lang und oftmals durch Aas und Schmutz verunreinigt. Und was bei der Beschaffung und Zerlegung von Beute in der freien Natur hilfreich ist, kann ebenso gut gegen jene eingesetzt werden, die das verstörte wilde Tier nun einfangen und im optimalen Fall in den Händen halten. Ebenso gehört das Absichern der Straße, an der ein Vogel nach der Kollision mit einem Fahrzeug liegt, nach Abwägung auch mit Hilfe der Polizei, zu den neu erworbenen Kenntnissen der Schulungsteilnehmer.

Bei den aufgefundenen Tieren handelt es sich um Wildtiere, welche in der Regel beim Anblick und der Annäherung von Menschen unter Stress geraten. Die Stresssituation bei der Aufnahme der Tiere lässt sich nicht gänzlich vermeiden, aber zumindest eindämmen. Dazu gehört, dass der Kopf des Vogels möglichst abgedeckt wird und er zügig sicher verstaut wird. Laute Geräusche sind zu vermeiden und es hilft nichts, mit dem Tier wie mit einer Hauskatze oder einem Hund zu sprechen und es dabei zu streicheln. Ob umgehend ein Veterinär verständigt wird oder ob der Pflegling gleich ins Artenschutzzentrum verbracht wird, bleibt Abwägungssache und richtet sich in erster Linie nach dem Zustand des Tieres.

Oberstes Ziel bleibt, dass jedes aus der Wildbahn entnommene Tier, möglichst schnell wieder in die Freiheit entlassen wird. Wilde Tiere versuchen zu zähmen, ist deshalb ein völlig verkehrter Ansatz, da diese Tiere in der freien Natur kaum eine Überlebenschance haben.

Die Teilnehmer der Schulung zeigten sich begeistert von der Arbeit des Artenschutzzentrums und den vielen kleinen und auch spektakulären Geschichten, die Christian Erdmann zu berichten hatte. Wenn es beispielsweise um die Unterbringung von 1.200 Fasanen ging, die von einem tschechischen LKW beschlagnahmt wurden. Oder Schlangen, Schildkröten, ja sogar Kängurus, die durch die Ordnungsämter an die Auffangstation vermittelt werden. Und natürlich die Zeit der Jungenaufzucht, wenn es bei Erdmanns zugeht wie im Taubenschlag, weil besorgte Bürger kleine Feldhasen, Singvögel und manchmal auch Schnecken mit einem Sprung im Gehäuse vorbeibringen. Die Notfallboxen des Seeadlerschutz Schlei e.V. werden nun durch einige Utensilien ergänzt und für die Mitglieder des Notfallteams an zwei Stellen in der Region greifbar sein. Über eine WhatsApp-Gruppe soll es gelingen, nach einer Mitteilung durch aufmerksame Bürger oder der Polizei, schnell helfen zu können. Mein Dank geht an alle Teilnehmer der Schulung sowie an das Team des Artenschutzzentrums. Frank Dreves