Pressemitteilung Seeadlerschutz Schlei e.V. vom 9.5.2025

Zwei verendete Seeadler und mehrere Mäusebussarde in kurzer Zeit

– wie verschwinden die vielen Adler?

Im Februar erhielten wir bereits die Nachricht aus Ulsnis, dass sich dort ein verhaltensauffälliger Mäusebussard aufhält. Mitglieder unseres Notfallteams nahmen den Vogel auf, welcher kurz darauf verendete. Im März dann ebenfalls aus Ulsnis die Nachricht über einen Seeadler mit ähnlichen Symptomen. Das Notfallteam des Seeadlerschutz Schlei e.V. konnte den Adler einfangen und in die Wildtierauffangstation Klein Offenseth-Sparrieshoop verbringen. Auch der Seeadler verendete einen Tag später. Anhand der Ringkennzeichnung konnte ermittelt werden, dass es sich um den Terzel (das Männchen) des Brutpaares aus dem Revier bei Ulsnis handelte, welcher vor 22 Jahren im Kreis Plön beringt wurde. Kurz darauf wurde der Kadaver eines Mäusbussards auf einem Feld am Schwansener See gemeldet. Diese Woche die Meldung eines verendeten Seeadlers in einem Wald bei Rabel. Auch dieser Seeadler war ringgekennzeichnet, er wurde vor 25 Jahren im Klützer Winkel (Mecklenburg-Vorpommern) beringt.

Derzeit lassen wir zwei der Kadaver toxikologisch untersuchen. Der Kadaver aus Rabel wird geröntgt. Sollte es sich herausstellen, dass die Greifvögel vergiftet wurden, werden wir Anzeige gegen unbekannt erstatten und eine Belohnung zur Ergreifung der Täter aussetzen.

Die gleiche Situation erleben Greifvogelschützer wiederholt in Dithmarschen: Drei verendete Seeadler seit Januar, welche alle noch auf eine toxikologische Untersuchung in Berlin warten. Bei einem verendeten Mäusebussard wurde bereits Gift nachgewiesen.

Aus unserer Sicht machen es sich die Labore der Landesbehörden z.T. zu einfach, indem sie durch Tupferproben an verendeten Seeadlern beispielsweise H5N1 (Vogelgrippevirus) feststellen und anschließend keine weiteren Untersuchungen durchführen. Seeadler ernähren sich auch von Aas, also auch von verendeten Wasservögeln, welche mit H5N1 infiziert wurden. Würden gesunde Seeadler durch diesen Virus verenden, gäbe es kaum noch Seeadler. Die Ursache „Vogelgrippe“ ist demnach unwahrscheinlich und lenkt von der wahrscheinlichen Ursache illegaler Vergiftungen ab.

Vorgestern wurde im NDR SH-Magazin ein Bericht über die erfreuliche Entwicklung der Seeadlerpopulation ausgestrahlt. Die Rede war von über 1.000 Jungadlern über die letzten 10 Jahre in Schleswig-Holstein. Im aktuellen Artenschutzbericht SH ist die Rede von 145 Jungadlern allein 2024 in SH. Auch bei unseren Nachbarn in Dänemark und in Mecklenburg-Vorpommern wurden viele Jungadler verzeichnet. Die jungen Adler streifen einige Jahre umher, bevor sie nach erfolgreicher Partnersuche versuchen, ihr eigenes Brutrevier zu festigen. Jedoch geschieht dies offen sichtlich in SH nur sehr selten. 2024, so im offiziellen Artenschutzbericht des Landes nachzulesen, gab es 5 Neuansiedlungen bei gleichzeitig fünf verwaisten Revieren. Wo bleiben also die vielen Adler, welche jedes Jahr in SH, Dänemark und Mecklenburg-Vorpommern flügge werden? Selbstverständlich verenden Seeadler durch ganz natürliche Ursachen wie Revierkampf. Wir sind uns allerdings sicher, dass eine große Anzahl von Adlern und weiterer Greifvögel jedes Jahr durch illegale Vergiftung, Windkraft und Beschuss getötet werden und die Kadaver nicht gefunden bzw. beseitigt werden.

Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Greifvögel illegal vergiftet werden. Wichtig ist, dass die Menschen in der Schleiregion die Augen offen halten und bitte verendete Greifvögel bei uns melden. Dies kann entweder per WhatsApp an 0160-4848926 oder per Mail an info@seeadlerschutz.de erfolgen.

Unser Verein zahlt die teuren Untersuchungen in den Laboren aus eigener Tasche. Wer uns bei unserer Arbeit unterstützen möchte, darf uns gern mit einem Beitrag auf unser Vereinskonto unterstützen:

Seeadlerschutz Schlei e.V.

IBAN: DE68 2109 2023 0012 8777 00

BIC: GENODEF1EFO

 

Bild 1 Seeadlerkadaver aus Rabel

Bild 2 Terzel aus Ulsnis nach der Aufnahme

Bild 3 Christian Erdmann ist Leiter der Notfallgruppe des Seeadlerschutz Schlei e.V. und des Artenschutzzentrums, hier zu sehen mit dem Seeadler aus Ulsnis.

Mit freundlichen Grüßen

Seeadlerschutz Schlei e.V.

Frank Dreves

1.Vorsitzender

Gammelbyer Weg 6

24354 Sönderby

mobil 0160 – 48 48 926

frankdreves@outlook.de