Gemeinsame Presseerklärung zu Windvorrangflächen auf der Halbinsel Schwansensingschwaene-rieseby-gammelby-2016-frank-dreves-www-seeadlerschutz-de-4

NABU Kappeln-Nordschwansen e.V.

Seeadlerschutz Schlei e.V.

Naturfreunde Gammelby e.V. i.Gr.

World Wide Peace Foundation e.V.

Die oben aufgeführten Vereine zeigen sich entsetzt über die mittlerweile auf der Landesinternetseite Schleswig-Holsteins veröffentlichte Karte zu Windvorrangflächen auf der Halbinsel Schwansen. Nach diesen Karten wäre es möglich, inmitten von Vogelzuglinien, inmitten von Seeadlerbrutgebieten, inmitten des Naturparks Schlei und inmitten traumhafter Naturlandschaft, moderne Windkraftanlagen in unbeschränkter Höhe zu errichten.

Für viele Vogelarten bestünde damit eine signifikante Tötungs- und Vertreibungsgefahr. Es ist nicht einzusehen, dass für das persönliche Ziel des Ministerpräsidenten und des Umweltministers seltene Arten und zu schützende Populationen gefährdet werden.

Mit den Planungen widerspricht die Landesregierung ihrem druckfrisch verbreiteten „Jahresbericht 2016 zur biologischen Vielfalt – Jagd und Artenschutz“, in welchem der Energiewendeminister den „…in großen Teilen des Landes fortschreitenden Wandel der ehemals reichen Kulturlandschaft, die zunehmend verarmt.“, beklagt und die biologische Vielfalt vielerorts nach wie vor als gefährdet ansieht.

Seeadler streifen auf ihren Nahrungsflügen täglich in einer Anzahl von etwa 20 Individuen über die Halbinsel. Auch wenn die Adler sich überwiegend von Fisch und Wasservögeln ernähren und deshalb die Schlei, die Ostsee und die Seen als Nahrungshabitate aufsuchen, so ist ebenfalls und ganz speziell im Winter zu beobachten, dass sich Seeadler an den vielen Luderplätzen der Jäger bedienen und die Flächen Schwansens nach Aas absuchen. Die Schleiregion ist Seeadlergebiet mit jährlich mehreren besetzten Horsten. Die in der Karte eingetragen Flächen liegen z.T. in unmittelbarer Nähe zu Schlafbäumen imaturer Seeadler.

Eine derartig massive Bebauung der Halbinsel Schwansen mit Industrieanlagen, würde die hiesige Seeadlerpopulation deutlich gefährden und reduzieren.

Bislang erstellte und von Vorhabenträgern beauftragte und bezahlte Gutachten für mindestens zwei geplante Windparks in der Region, werden von der Gründlichkeit und Methodik ihrer Durchführung im Ergebnis durch uns angezweifelt.

Hier ist deutlich erkennbar, wie Profitinteressen den Naturschutz konterkarieren.

Je nach Härte des Winters, überwintern jährlich 1.500-3.000 Singschwäne in unserer Region. Diese Individuen gehören zum Bestand der skandinavisch-nordwestrussischen Population. Erste Gruppen sind bereits im Oktober anzutreffen. Etwa Mitte März eines jeden Jahres ziehen die Schwäne dann wieder zurück in ihre Brutgebiete. Es kommt sehr selten vor, dass Paare in Schleswig-Holstein verweilen und bei uns brüten. In den vergangenen Jahren gab es auf Schwansen mehrere Verdachtsbrutplätze. Singschwäne sind überwiegend auf abgeernteten Maisfeldern und Rapsanbauflächen anzutreffen. Regelmäßig sind Gruppen bis zu 500 Individuen zu beobachten. Sind auf bestimmten Flächen mehr als 2% des Landesüberwinterungsbestandes, der bei 5.000-6.000 Singschwänen liegt, dokumentiert, so gilt diese Fläche als SPA (Special Protection Area) und steht somit im europäischen Rang. Durch die Fruchtfolge wechseln diese Flächen jährlich. Aus ihren Nahrungshabitaten fliegen die Schwäne abends zu ihren Schlafgewässern auf Schlei, Ostsee und den Seen. Hierbei durchfliegen sie die geplanten Windvorrangflächen. In den frühen Morgenstunden wiederholt sich der Durchflug zu den Nahrungshabitaten.

Die Felder an Schwansens Ostseeküste und das Naturschutzgebiet Schwansener See dienen den Zugvögeln aus dem Süden als Überwinterungsplatz und als Zwischenrastplatz. Viele Vögel fliegen weiter in Richtung Westküste. Hierbei überqueren sie in einer großen Anzahl an Individuen nahezu alle geplanten Windvorrangflächen. Der Vogelzug ist wissenschaftlich erwiesen. Eine Bebauung dieser sensiblen Bereiche ist nicht nur als Affront gegen den Vogelschutz, sondern als Verstoß gegen das Tötungsverbot zu bewerten.

Die oben aufgeführten Vereine fordern deshalb die Herausnahme aller aufgeführten Windvorrangflächen auf der Halbinsel Schwansen.

Bereits der Windpark Loose war und ist mit den skandalösen Umständen seiner Erbauung ein schwerer Eingriff in das Landschaftsbild und eine Gefahr für Seeadler und weitere Arten. Bis heute wurden die Verstöße gegen die Genehmigungsauflagen offen sichtlich nicht geahndet.

Wir haben den Eindruck, dass die genehmigende Landesbehörde nicht in der Lage ist, Bauvorhaben und die selbst aufgestellten Regeln in Form von Genehmigungsauflagen zu überprüfen. Genehmigungsauflagen bezüglich der Einhaltung des Fledermausschutzes oder des besonderen Schutzes während Brut- und Setzzeiten erscheinen somit als Farce.

 

Es ist für die oben aufgeführten Naturschutzvereine nicht hinnehmbar, dass die Region mit Industrieanlagen unglaublicher Höhen in großer Anzahl bebaut werden soll. Wir fordern daher alle Kommunalpolitiker in den einzelnen Gemeinden auf, deutliche Zeichen gegen diese Zerstörung zu setzen. Ebenso fordern wir den Naturpark Schlei e.V., als Trägerverein der Gebietskulisse Naturpark Schlei, sowie die Ostseefjord Schlei GmbH, als Lokale Touristik Organisation, auf, ebenfalls deutliche Worte über die geplanten schweren Eingriffe zu sprechen. Viele Gemeinden beteiligen sich mit erheblichen Geldern in jedem Jahr an diesen beiden Vereinen bzw. Gesellschaften. Es darf also erwartet werden, dass sie entsprechend ihrer Ziele und Vorgaben handeln.

 

Wir Menschen haben es selbst in der Hand, ob wir im Einklang mit der Natur leben wollen.

Der NABU Kappeln-Nordschwansen e.V., der Seeadlerschutz Schlei e.V., der World Wide Peace Foundation e.V. sowie der Naturfreunde Gammelby e.V. i.Gr. wollen für diesen Einklang eintreten. Wir wollen und werden auf Missstände in unserer Region aufmerksam machen und ihnen mit unseren zur Verfügung stehenden Möglichkeiten entgegenwirken.

 

NABU Kappeln-Nordschwansen e.V.

Karl-Christoph Jensen (Vorsitzender

Seeadlerschutz Schlei e.V.

Frank Dreves (Vorsitzender)

Naturfreunde Gammelby e.V. i.Gr.

Steffen Waidlein (1.Vorsitzeneder)

Katja Karrie (2.Vorsitzende)

World Wide Peace Foundation e.V.

Manuel Dittmers, Präsident