Pressemitteilung Seeadlerschutz Schlei e.V. vom 30.1.2020

Seeadlersaison in der Schleiregion hat begonnen – Helfer bewachen einige Standorte rund um die Uhr

Er ist der größte bei uns lebende Greifvogel und erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 250 cm – der Seeadler. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Seeadler bei uns fast ausgerottet und in einem Wald in der Gemeinde Rieseby baute ein Seeadlerpaar seinen prächtigen Horst. Damals galt das als Sensation unter Ornithologen, Adlerschützer sowie Waldeigentümer zogen an einem Strang, damit niemand die störempfindlichen Tiere bei ihrer Brut behindert.

Seit vielen Jahren hat sich Dank intensiver Arbeit der Bestand der Seeadler in Schleswig-Holstein erholt. Allerdings könnte es wesentlich mehr Brutpaare geben, wenn man die Seeadler ließe. Schleswig-Holstein bietet genügend Wälder und alten Baumbestand, wo die majestätischen Vögel ihre großen Nester bauen könnten.

So auch in der Schleiregion. Die Schlei, die Ostsee und die vielen Seen bieten den Adlern ein großes Nahrungsangebot. Wasservögel und Fische bilden den größten Nahrungsbestandteil. Hinzu kommt Aas, welches durch Fallwild und die so genannten Luderplätze der Jäger ebenfalls reichlich vorhanden ist. Zu einem sehr geringen Anteil ernähren Seeadler sich von Niederwild.

Potenzielle Brutplätze sowie ausreichend Nahrung stellen Deutschlands Wappenvogel in der Schleiregion und rund um die Eckernförder Bucht also vor keine Probleme.

Der Grund, weshalb keine weiteren Revierpaare erfolgreich brüten und weshalb es immer wieder zu Brutabbrüchen bei den hiesigen Adlerpaaren kommt, sind menschengemachte Störungen. Unser Verein ist sich sicher, dass hinter einigen gezielten Störungen der Wunsch nach Errichtung von Windkraftanlagen steckt. Zu Seeadlerhorsten müssen Windkraftanlagen einen Abstand von 3.000m einhalten, was in dem aktuell 3. Entwurf der Regionalplanung Wind dazu geführt hat, dass viele Gebiete als Windvorrangflächen herausgefallen sind. Dem Wunsch nach Errichtung von Windkraftanlagen beispielsweise in Holzdorf oder Barkelsby, kann aufgrund dieses Freihalte- bzw. Schutzkriteriums durch die Landesplanung nicht entsprochen werden. Jedoch wurden Flächen als Vorrang- und Potenzialflächen ausgewiesen, die aus Sicht des Seeadlerschutz Schlei e.V. dringend aus der Regionalplanung entfernt werden müssten, da sie ein signifikantes Tötungsrisiko für Seeadler, Rotmilane und viele weitere Vögel darstellen.

In der Brutsaison 2019 kam es zu massiven Störungen in der gesamten Region. So wurde in einem Fall ein gesperrter Bereich mehrfach befahren und durch wiederholt entstandenen Lärm, die Aufgabe der Seeadlerbrut in unmittelbarer Nähe verursacht. Verlassen die Seeadler ihr Gelege durch Störungen, kann es bei niedrigen Temperaturen schnell zum Abkühlen der Eier kommen. Zudem sind Eier bzw. Nachwuchs schutzlos Prädatoren ausgeliefert.

Mehrfach mussten wir beim Bewachen der Horste eingreifen, weil Piloten von Drohnen ihre Fluggeräte in Richtung der Seeadler steuerten. In den meisten Fällen steckte Neugierde oder Unwissenheit dahinter. Dies ist auch in den meisten Störungsfällen durch Spaziergänger bzw. Erholungssuchende der Fall. Meistens zeigen Störer sich einsichtig.

Es gab aber leider auch gezielte Störungen durch nächtliche Fahrten mit Kratts in gesperrten Bereichen, Blenden mit Laserpointern in einen Seeadlerhorst, das Installieren einer Musikanlage mit dem anschließenden Abspielen von Marschmusik in Horstnähe sowie das wiederholte, gezielte Anfliegen von Seeadlerhorsten mit Drohnen, um die brütenden Vögel aufzuscheuchen.

Auffällig ist, dass diese gezielten Störungen immer dort stattfinden, wo die Existenz von Adlern möglicherweise den Bau von Industrieanlagen verhindert.

In 2019 kam es auch zu mehreren Vergiftungen von Greifvögeln im Bereich Schwansen. Es ist wichtig, dass das Auffinden verendeter Greifvögel gemeldet wird. Leben die Greifvögel die Giftköder aufgenommen haben noch, lassen wir sie tierärztlich versorgen und übernehmen die Arztkosten als Verein. In der Regel kommt aber jede Hilfe zu spät. Ist der Hinweis durch den Tierarzt auf Vergiftung des Individuums eindeutig, senden wir das Tier zur weiteren Untersuchung in die Giftzentralen nach Göttingen oder Berlin. Mit der zuständigen Landespolizeibehörde stehen wir dann umgehend im Kontakt und geben Hinweise auf Fundort und mögliche Täter.

Der Seeadlerschutz Schlei e.V. hat sein Team zur Horstbewachung verstärkt, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass Menschen ihre Hilfe anboten, weil sie von unserer Arbeit erfuhren. Auch macht die stetig anwachsende Zahl an Mitgliedern – mittlerweile über 150 – die Arbeit leichter, so dass wir extrem gefährdete Standorte rund um die Uhr bewachen können.

Bereits im Oktober haben die Adler angefangen, ihre Horste auszubessern. Den ganzen Januar durch setzten sie diese Arbeit fort, so dass das Zuhause des diesjährigen Nachwuchses gut vorbereitet ist. Teilweise konnten Seeadler schon kopulierend beobachtet werden. Der Seeadlerschutz Schlei hofft auf wenig Störungen, viele junge Adler und aufmerksame Menschen, die Störungen und Totfunde umgehend melden.