Der junge Seeadler, welcher in diesem Jahr in Nordfriesland schlüpfte und am 22. August bei Garding verletzt aufgefunden wurde, ist nach einer überstandenen Flügeloperation im Veterinär-Klinikum der Justus-Liebig-Universität in Gießen nun zurück im hohen Norden.

Am Mittwoch informierte uns Christian Erdmann vom Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Sparrieshoop darüber, dass er mit dem Klinikum in Gießen telefoniert hätte und der Seeadler die Nahrung verweigern würde. Wir kamen zu der Übereinstimmung, dass dies wahrscheinlich mit der aktuellen Haltung in Zusammenhang steht, da auf dem Gelände in Gießen keine entsprechende Möglichkeit vorhanden ist, den Adler in einer großen Voliere zu halten.

Schnell wurde deutlich, dass wir zügig handeln sollten. Am nächsten morgen um 4.30 Uhr fuhr ich, begleitet durch den Seeadlerschützer Roland Axmann aus Rieseby, nach Gießen. Christian Erdmann klärte die Übergabe telefonisch ab und so konnten wir den Adler gegen 10.30 Uhr von den Tierpflegerinnen entgegennehmen. Zuvor wurde der Verband vom operierten Flügel entfernt.

Von Gießen aus fuhren wir auf direktem Weg nach Klein Sparrieshoop bei Elmshorn, wo Christian Erdmann bereits alles für die Ankunft vorbereitet hatte. Ein Badeplatz sowie Nahrung standen für unseren Patienten bereit. Wir stellten die Transportbox offen in die Voliere. Nach kurzer Zeit verließ der Seeadler eigenständig die Box. Umgehend strebte er den Badeplatz an und bediente sich nach eingehender Körperpflege an einem frisch geschlachteten Huhn. Was für eine Freude! Glücklich traten wir den Heimweg an und erreichten Rieseby nach 1.200 km Fahrtstrecke und etwa 15stündigen Einsatz.

Wie geht es nun weiter?

Sollte der Seeadler sein neues Zwischenquartier in den nächsten Tagen annehmen und eigenständig weiter fressen, besteht Hoffnung auf eine Genesung. Für die Nachbehandlung wurde bereits Kontakt zu einem schleswig-holsteinischen Veterinär aufgenommen, welcher voraussichtlich auch die später notwendige Entfernung der bei der OP verwendeten Fremdkörper durch eine zweite OP vornehmen wird.

Sollte dies alles erfolgreich verlaufen, wird der Nordfriese zunächst einige Monate in einer großen Freiflugvoliere im Artenschutzzentrum verweilen müssen. Nur wenn er wieder flugfähig wird und sicher ist, dass er in freier Wildbahn überlebensfähig ist, hat der Adler eine Chance. Dann erst kann er ausgewildert werden. Bis dahin gilt es weiter zu hoffen, dass er die benötigte Kraft findet. Wir sind überzeugt davon, dass er bei Familie Erdmann und dessen Mitarbeiterinnen in optimaler Obhut ist.

Auch wenn in den vergangenen Wochen immer einmal wieder gewisse Zweifel einhergingen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, dem Rat der ersten beiden Tierärzte zu folgen und den Seeadler zu erlösen, glauben wir, dass es angebracht war und ist, sich für das Leben dieses hübschen Tieres einzusetzen.

Ich danke Roland Axmann, Christian Erdmann sowie dem gesamten Team des Veterinär-Klinikums der Justus-Liebig-Universität in Gießen für ihren Einsatz.

Wer uns bei den entstandenen und weiterhin entstehenden Unkosten in Zusammenhang mit dem Seeadler aus Nordfriesland unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf folgenden Kto. vornehmen:

Verwendungszweck „Seeadler-OP“

Seeadlerschutz Schlei e.V. – IBAN: DE68 2109 2023 0012 8777 00

Frank Dreves, Vorsitzender