Ich war gerade in den Pilzen und hatte die ersten Maronen des Jahres in meinen Korb gelegt, als am Vormittag des 22. Augusts der Anruf kam: In Nordfriesland wurde ein flugunfähiger Seeadler aufgefunden. Fundort war bei Garding, unweit eines Seeadlerhorstes. Frieder Eisenschmidt von der ehemaligen Falknerei-Schalkholz hatte den Seeadler übergeben bekommen und uns nun informiert. Ich sagte ihm zu, dass wir in etwa zwei Stunden vor Ort seien. Mit Frank und Jan Metasch aus Eckernförde hatte ich schnell ein bewährtes Einsatzteam zusammen und wir erreichten Schalkholz in der vereinbarten Zeit. Eine abstehende Schwinge ließ die Verletzungen bereits vermuten. Ansonsten machte der Greifvogel einen stabilen Eindruck. Ich informierte Christian Erdmann vom Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Sparrieshoop bei Elmshorn. Christian verfügt über die nötigen Kontakte zu Veterinären im ganzen Land und hat selbst viel Erfahrung im Umgang und mit der Pflege von Seeadlern. Ich entschied mich also, den Adler in die andere Richtung Schleswig-Holsteins zu fahren, wo Christian Erdmann für den nächsten Tag einen Termin zum Röntgen vereinbarte. Er wog den Adler mit 3,9 kg und entnahm eine Kotprobe. Der Befund der Röntgenuntersuchung des darauffolgenden Tages kam am frühen Abend inklusiv Röntgenbild auf mein Handy: Der Arzt will euthanasieren. Daraufhin wurde ein zweiter Tierarzt gebeten, sich die Bilder anzuschauen. Doch auch er sah keine Chance für unseren Patienten, nach einer OP wieder in freier Natur, flugfähig zu überleben. Christian Erdmann zog schließlich noch die Justus-Liebig-Universität in Gießen zu Rate. Der Leiter und geschäftsführender Direktor des Veterinär-Klinikums, Prof. Dr. Michael Lierz, zeigte sich bereit, den Seeadler aus Nordfriesland zu operieren. Der Vorstand des Seeadlerschutz Schlei e.V. entschied in kurzfristiger Absprache, dass unser Verein die Kosten für die OP übernimmt. In den frühen Morgenstunden am 24. August machte Christian Erdmann sich auf den Weg von Elmshorn nach Gießen, wo „unser“ Adler umfangreich von Prof. Dr. Lierz untersucht wurde. Dieser bestätigte die Diagnose, dass es sich bei den Verletzungen um eine schwere Fraktur des Oberarms im linken Flügel handelte. Zusätzlich wurde beim Röntgen im Klinikum noch eine Verletzung des Rabenbeins im rechten Flügel festgestellt. Die Ursache für die Verletzungen ist unbekannt. Heute wird der Seeadler operiert und wir hoffen alle auf einen guten Ausgang. Wenn alles gut verläuft, kommt der Adler zurück nach Schleswig-Holstein und wird hier von Christian und seinem Team bis zur hoffentlich vollständigen Genesung gepflegt. Wer uns bei der Finanzierung der OP und weiteren Kosten unter die Arme greifen möchte, kann dies mit einer Geldspende und dem Verwendungszweck „Seeadler-OP“ auf folgendes Kto. vornehmen: Seeadlerschutz Schlei e.V. – IBAN: DE68 2109 2023 0012 8777 00

Gedankt sei allen, die sich liebevoll um das Leben des Adlers bemühten.

Frank Dreves, Seeadlerschutz Schlei e.V.

Tel. 04355 – 999 890 – mobil 0160 48 48 926