Pressemitteilung Seeadlerschutz Schlei e.V. vom 23.2.2024

Adulter Seeadler verletzt auf der Halbinsel Schwansen aufgefunden

– vermutlich Opfer des Straßenverkehrs

Lasse Saak aus Süderbrarup traute seinen Augen nicht, als er am Morgen des 22. Februar 2024 durch die Gemeinde Thumby fuhr und in einem Graben einen ausgewachsenen Seeadler entdeckte.

Vorbildlich hielt der Naturfreund an und vergewisserte sich nach dem Zustand des Adlers. Auffällig waren für ihn die Blutspuren am gelben Schnabel.

Die Kollegen vom Deutschen Tierschutzbund e.V. in Weidefeld nahmen den Greifvogel auf und brachten ihn zu uns nach Barkelsby. Umgehend informierten wir Christian Erdmann – DIE Adresse für verletzte Seeadler in Schleswig-Holstein, mit bestem Kontakt zu erfahrenen Veterinären. Gertraut Koch in ihrer Funktion als Mitglied in unserem Notfallteam, machte sich mit unserem neuen Patienten umgehend auf den Weg in Richtung Artenschutzzentrum in der Nähe von Elmshorn.

Der nicht ringgekennzeichnete Seeadler wurde zunächst nach möglichen Frakturen untersucht. Die Tierarztpraxis, welche das Artenschutzzentrum ständig betreut, übernahm die Röntgenuntersuchung nach Brüchen und inneren Verletzungen. Es konnten keine Frakturen festgestellt werden, jedoch bewegte der Adler seine Beine kaum. Neben einer Zwangsernährung musste ein Stoßschutz angelegt werden.

Ein zweiter Veterinär wurde zur Begutachtung hinzugezogen.

Ob es sich bei dem Seeadler um einen Vogel aus dem nahegelegenen Revier Bienebek handelt, konnte bislang noch nicht abschließend geklärt werden, ist aufgrund der Nähe zum Revier aber wahrscheinlich.. Wenn dies so sein sollte, wird es bei dem Seeadlerpaar mit einem der gewaltigsten Horste in ganz Schleswig-Holstein in diesem Jahr wieder keine erfolgreiche Jungenaufzucht geben. In den vergangenen Jahren wurde hier die Brut leider abgebrochen.

Sollte der Veterinär entscheiden, dass es für den Seeadler eine realistische Genesungschance mit anschließender Wiederauswilderung gibt, verweilt der Adler bis dahin im Artenschutzzentrum bei Familie Erdmann und dessen Team. Eine wünschenswerte Auswilderung erfolgt dann selbstverständlich auf Schwansen. Andernfalls muss der Greifvogel erlöst werden.

Wir bedanken uns recht herzlich bei dem Ersthelfer Lasse Saak für sein schnelles Handeln sowie bei den Teams aus Weidefeld und Klein Offenseth-Sparrieshoop und den beteiligten Veterinären – nur durch aufmerksame Bürger und eine gute Zusammenarbeit zwischen Natur- und Artenschutzgruppen, kann schnelle Hilfe geleistet werden, die bei Tieren ebenso wie bei Menschen häufig überlebensentscheidend ist.

Eine große Bitte haben wir: Es ist möglich, dass der Seeadler von einem überfahrenen Feldhasen oder Wildkaninchen fraß, was am Straßenrand oder auf der Straße zurückgelassen wurde und er somit später selbst zum Verkehrsopfer wurde. Wir bitten alle Verkehrsteilnehmer, totgefahrenes Wild umgehend von der Straße oder dem Straßenrand zu entfernen und möglichst weit auf die Felder zu verbringen. Krähen, Kolkraben und Greifvögel werden das Aas sehr schnell aufnehmen und lediglich Fell und Knochen zurücklassen. An der Straße wird Aas jedoch zur tödlichen Gefahr für die Vögel!

Seeadlerschutz Schlei e.V.

Frank Dreves

Vorsitzender

mobil 0160 48 48 926